Binge-Watching bei Kindern und Jugendlichen: Eine kritische Betrachtung

Das Phänomen des Binge-Watchings, bei dem Kinder und Jugendliche Serien oder Videos in einer Art „Marathon“ anschauen, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Dabei ist es wichtig, den Einfluss dieses Verhaltens auf die psychische und soziale Entwicklung der jungen Zielgruppe zu verstehen. In diesem Blogbeitrag werden wir uns auf aktuelle Forschungsergebnisse stützen, um die Auswirkungen von Binge-Watching auf Kinder und Jugendliche zu beleuchten.

Binge-Watching bei Jugendlichen: Repräsentativbefragung

Maya Götz führte eine Repräsentativbefragung durch, um das Binge-Watching-Verhalten bei Jugendlichen zu untersuchen. Laut ihren Ergebnissen zeigten 70% der befragten Jugendlichen ein regelmäßiges Binge-Watching-Verhalten. Dies verdeutlicht die Bedeutung des Themas und die Notwendigkeit einer vertieften Analyse der möglichen Auswirkungen.

Binge-watching und seine Zusammenhänge: Video-on-Demand und Mainstreaming-Fandom

Die Studie von Mareike Jenner untersucht nicht nur das Binge-Watching-Verhalten, sondern setzt es auch in Zusammenhang mit Video-on-Demand und Mainstreaming-Fandom. Dabei wird deutlich, dass die Verfügbarkeit von Video-on-Demand-Diensten einen erheblichen Einfluss auf das Binge-Watching-Verhalten der Jugendlichen hat. Dieser Zusammenhang wirft Fragen auf bezüglich der Regulierung solcher Dienste und des Schutzes junger Zuschauer vor potenziell problematischem Inhalt.

JIM-Studie 2018: Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) veröffentlichte die JIM-Studie 2018, die wichtige Einblicke in die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen liefert. Die Studie zeigt, dass der Anteil der Binge-Watcher unter den Jugendlichen signifikant gestiegen ist. Zudem offenbart die Studie, dass Binge-Watching oft zu einer Vernachlässigung anderer Aktivitäten führt, wie zum Beispiel Hausaufgaben oder sozialen Interaktionen. Dies könnte potenziell negative Auswirkungen auf die schulische Leistung und die soziale Entwicklung der Jugendlichen haben.

Der Einfluss digitaler Medienplattformen: Binge-Watching und Video-on-Demand in Deutschland

Lothar Mikos analysiert in seiner Studie den Zusammenhang zwischen digitalen Medienplattformen und dem Binge-Watching-Verhalten in Deutschland. Dabei wird deutlich, dass die Verfügbarkeit von Inhalten auf Video-on-Demand-Plattformen das Binge-Watching fördert. Die Jugendlichen neigen dazu, mehr Zeit vor Bildschirmen zu verbringen und sich in eine isolierte Medienumgebung zurückzuziehen, was langfristige Auswirkungen auf ihre soziale Interaktion und psychische Gesundheit haben könnte.

Risikofaktoren für Videospielsucht: Implikationen für Binge-Watching

Eine Studie von Florian Rehbein und Dirk Baier untersucht Risikofaktoren für Videospielsucht bei Jugendlichen. Obwohl die Studie direkt Videospielsucht betrachtet, können einige Erkenntnisse auch auf das Binge-Watching angewandt werden. Die Vernachlässigung anderer Aktivitäten, soziale Isolation und ein starkes Bedürfnis nach dem Medienkonsum sind Faktoren, die sowohl bei Videospielsucht als auch bei Binge-Watching eine Rolle spielen können.

Diagnose und Therapie der Internetabhängigkeit

Die Forschung von Bert Theodor te Wildt zur Diagnose und Therapie der Internetabhängigkeit bietet wertvolle Erkenntnisse, die auch auf das Binge-Watching übertragen werden können. Eine übermäßige Nutzung von Medieninhalten kann zu problematischem Verhalten führen und sollte daher frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Förderung einer ausgewogenen Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen

Die vorgestellten Studien verdeutlichen, dass Binge-Watching bei Kindern und Jugendlichen ein weitverbreitetes Phänomen ist und ernsthafte Auswirkungen auf ihre psychische und soziale Entwicklung haben kann. Es liegt in der Verantwortung der Eltern, Pädagogen und Gesellschaft, dieses Verhalten zu beobachten und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um eine gesunde Mediennutzung zu fördern. Regulierung von Video-on-Demand-Plattformen, bewusster Medienkonsum und Förderung anderer Aktivitäten sind mögliche Ansätze, um die negativen Effekte des Binge-Watchings zu reduzieren und eine ausgewogene Entwicklung der Jugendlichen zu gewährleisten.

Cybermobbing

In der heutigen digitalen Welt ist es für uns alle wichtig, die potenziellen Gefahren zu verstehen, denen unsere Kinder online ausgesetzt sein können. Ein solches Risiko birgt das Cybermobbing. Es bezieht sich auf das absichtliche und wiederholte Belästigen, Bedrohen, Beleidigen oder Demütigen einer Person über das Internet oder andere elektronische Kommunikationsmittel. Es kann auf Social-Media-Plattformen, in Chatrooms, auf Websites, über Messaging-Apps oder auch per E-Mail stattfinden.

Beispiele für Cybermobbing

  1. Beleidigende oder erniedrigende Kommentare, die öffentlich auf den sozialen Medien eines Kindes veröffentlicht werden.
  2. Verbreitung von Gerüchten, Lügen oder manipulierten Bildern, um das Ansehen des Kindes zu beschädigen.
  3. Drohungen oder Erpressung über Nachrichten oder soziale Medien.
  4. Ausschluss eines Kindes aus Online-Gruppen oder Gemeinschaften.

Es ist wichtig, dass Eltern ihre Kinder über die Bedeutung von Cybermobbing aufklären und ihnen zeigen, wie sie sich davor schützen können.

Möglichkeiten Kinder gegen Cybermobbing zu wappnen

  1. Offene Kommunikation: Schaffen Sie ein offenes und vertrauensvolles Gesprächsklima, in dem Ihre Kinder sich sicher fühlen, Ihnen von ihren Online-Erfahrungen zu berichten, insbesondere wenn sie negative Erlebnisse hatten.
  2. Erkennen der Anzeichen: Achten Sie auf Verhaltensänderungen bei Ihren Kindern. Wenn sie plötzlich zurückgezogen wirken, Angst vor dem Internet haben oder ihre Online-Aktivitäten stark einschränken, könnten dies Anzeichen für Cybermobbing sein.
  3. Privatsphäre-Einstellungen: Helfen Sie Ihren Kindern, ihre Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Medien und anderen Online-Plattformen richtig zu konfigurieren, um ihre persönlichen Informationen zu schützen.
  4. Medienkompetenz fördern: Stärken Sie das Bewusstsein Ihrer Kinder für die Auswirkungen ihrer Online-Interaktionen und ermutigen Sie sie, verantwortungsbewusst und respektvoll zu handeln.
  5. Zeitliche Beschränkung: Setzen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern Grenzen für die Bildschirmzeit und fördern Sie eine ausgewogene Nutzung von Online- und Offline-Aktivitäten.
  6. Melden von Vorfällen: Ermutigen Sie Ihre Kinder, Sie oder einen anderen vertrauenswürdigen Erwachsenen zu informieren, wenn sie Opfer von Cybermobbing werden oder es bei anderen beobachten.
  7. Unterstützung suchen: Wenn Cybermobbing auftritt, ist es wichtig, sofort zu handeln. Wenden Sie sich gegebenenfalls an die Schule, den Internetdienstanbieter oder rechtliche Behörden, um Unterstützung zu erhalten.

Was ist Tellonym? Was Eltern wissen sollten

Tellonym ist eine App, die es Benutzern ermöglicht, anonyme Fragen und Nachrichten zu senden. Das bedeutet, dass Jugendliche und junge Erwachsene die Möglichkeit haben, Fragen oder Kommentare anonym an andere Nutzer zu stellen, ohne dass diese den Absender kennen.

Die Plattform wurde ursprünglich im Jahr 2016 gestartet und hat in den letzten Jahren eine beträchtliche Anzahl von Nutzern angezogen.

Während Tellonym für manche Jugendliche eine unterhaltsame Möglichkeit sein kann, sich auszutauschen und Komplimente zu teilen, birgt die Anonymität auch einige Risiken. Cybermobbing und Missbrauch sind potenzielle Probleme, die auf Plattformen wie dieser auftreten können. Anonymität kann dazu führen, dass einige Benutzer die App nutzen, um beleidigende oder unangemessene Nachrichten zu verschicken, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden.

Für Eltern ist es wichtig, sich über die Apps und Plattformen, die Ihre Kinder nutzen, im Klaren zu sein. Tellonym kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die geistige Gesundheit und das Wohlbefinden Ihrer Kinder haben. Tendenziell sind es die negativen Auswirkungen, die in Erinnerung bleiben. Daher ist es ratsam, mit Ihren Kindern über ihre Online-Aktivitäten zu sprechen und sie über die potenziellen Risiken aufzuklären.

Wenn Sie besorgt sind oder den Verdacht haben, dass Ihr Kind Probleme auf Tellonym oder anderen sozialen Medien hat, ist es ratsam, einen offenen Dialog darüber zu führen. Zeigen Sie Interesse an ihren Online-Erfahrungen und bieten Sie Unterstützung an. Darüber hinaus können Sie auch Sicherheitsvorkehrungen ergreifen, wie z. B. die gemeinsame Nutzung von Bildschirmzeit oder das Kennenlernen der von Ihren Kindern verwendeten Apps.

Es bleibt in der Verantwortung der Eltern, ihren Kindern beizubringen, wie sie verantwortungsbewusst und respektvoll mit sozialen Medien umzugehen haben. Dies gelingt durch ein offenes Kommunikationsklima, in dem sich die Kids sicher fühlen, mit Ihnen über ihre Online-Erfahrungen zu sprechen.

Manchmal bedarf es eines externen Ansprechpartners, wenn Eltern zu uncool geworden sind oder die Probleme der Kinder „eh nicht verstehen“. Beziehen Sie z.B. die Taufpaten, befreundete Eltern oder Therapeuten mit ein, um dieses Problem bei der Wurzel zu packen.